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AUFERSTANDEN AUS RUINEN

Ich war eine Platte

Von Kai Kolwitz

Es klingt wie der Traum jedes Immobilienmaklers: leer stehende Wohnungen einfach abbauen, aufladen und anderswo neu zusammensetzen. Genau so wollen Architekturstudenten an der Berliner Universität der Künste alte Plattenbauten wieder beleben - aus tristen Platten könnten schon bald schmucke Eigenheime werden.

Verfallener Plattenbau (in Berlin-Buch): Neues Leben für die Platte
Dirk Peters / Hendrik Hees
GroßbildansichtVerfallener Plattenbau (in Berlin-Buch): Neues Leben für die Platte
In den einstigen DDR-Vorzeigesiedlungen stehen komplette Wohnblocks leer - und es sieht nicht so aus, als ob sich daran noch einmal etwas ändern wird. Zudem haben sich die Bedürfnisse gewandelt: "Geschosswohnungen sind nicht mehr angesagt", meint der Berliner Student Hendrik Hees, "die Leute ziehen ins Umland ins eigene Haus. Also stellte sich die Frage: Was kann man anbieten?"

Für die Teilnehmer des Stadtplanungskurses an der Universität der Künste in Berlin ist die Lösung eine Art Lego: Sie nehmen die Elemente, aus denen die "Platten" einst zusammengefügt wurden, und kombinieren sie neu.

Schlicht, flexibel, kostengünstig

Quadratisch, praktisch, gut: Doppelhaushälften aus Recycling-Elementen
Dirk Peters / Hendrik Hees
GroßbildansichtQuadratisch, praktisch, gut: Doppelhaushälften aus Recycling-Elementen
Auf drei Haustypen mit rund 15 Grundrissen haben es Hendrik Hees und sein Kommilitone Dirk Peters bisher gebracht - vom Super-Simpel-Mehrfamilienhaus mit Außentreppe bis zum großzügig verglasten Familientraum samt 36 Quadratmeter-Wohnzimmer, dem man die Herkunft seines Rohbaus allenfalls noch an der Grundform ansieht.

Denn eine gewisse Rechtwinkligkeit haben die Entwürfe gemeinsam. Zwar würde sich das typisch deutsche Giebeldach im Prinzip auch auf das Plattenheim setzen lassen - doch dafür gibt es keine Recyclingteile, und Einzelanfertigungen treiben die Baukosten in die Höhe. Und der Preis ist das, was die Entwürfe von Peters und Hees so attraktiv macht: Bis zu 50 Prozent lassen sich im Rohbau sparen, ergaben erste Berechnungen.

Vorhänge fehlen noch: Virtueller Blick aus dem Schlafzimmer eines Eigenheims
Dirk Peters / Hendrik Hees
GroßbildansichtVorhänge fehlen noch: Virtueller Blick aus dem Schlafzimmer eines Eigenheims
Obendrein machen die bis zu 18 Quadratmeter großen Deckenelemente es möglich, mit wenigen tragenden Wänden auszukommen. Deshalb können die Zuschnitte der Zimmer in den Plattenhäuschen sehr individuell gestaltet werden. Das Baukastensystem macht nachträgliche Erweiterungen, Änderungen und Anbauten einfach und kostengünstig möglich.

Und natürlich die Ökobilanz: "Das ist ein Null-Energie-Haus - es fallen eigentlich nur Transportkosten an", erklärt Claus Asam. Seit drei Jahren forscht er am Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken an der TU Berlin in Sachen Platten-Recycling. Und brachte für das Design die Architekten der Nachbar-Uni ins Spiel.

Marzahn könnte Teile fürs Musterhaus liefern

In Sachen Nachhaltigkeit fallen ihm noch viele weitere Argumente für die Gebraucht-Platte ein: In jedem Element steckt die Energie von mehr als 400 Litern Heizöl, Recycling spart dazu die Kosten für die Entsorgung.

Schlachtplatte: Großsiedlung in Berlin-Buch
Dirk Peters / Hendrik Hees
GroßbildansichtSchlachtplatte: Großsiedlung in Berlin-Buch
Außerdem könnte man für künftige Platten-Eigenheim-Siedlungen einfach die Flächen nehmen, auf denen derzeit noch die Großsiedlungen stehen. "Dort liegen schon die nötigen Versorgungsleitungen, und man würde keine unbebauten Flächen verbrauchen", erläutert Hervé Biele, der als selbstständiger Architekt ebenfalls in das Projekt eingebunden ist.

Die Chancen, dass irgendwann wirklich schmucke Häuschen aus Second-Hand-Platte gebaut werden, stehen nicht schlecht: Ein Musterhaus könnte noch in diesem Jahr angegangen werden - die Teile dafür hat man sich in Berlin-Marzahn bereits reserviert.

Die Platte hat ein Imageproblem

Das Bundesbauministerium fördert die Forscher und Designer. Einig sind sich allerdings alle Beteiligten, dass bei den Häuslebauern für den Werkstoff Platte noch eine gewisse Überzeugungsarbeit zu leisten sein wird.

Reihenhäuser aus Platten-Teilen: Erste Musterhäuser könnten noch in diesem Jahr entstehen
Dirk Peters / Hendrik Hees
GroßbildansichtReihenhäuser aus Platten-Teilen: Erste Musterhäuser könnten noch in diesem Jahr entstehen
Neben Bedenken zur Haltbarkeit, die man gerade mit entsprechender Forschungsarbeit aus dem Feld räumt, dürfte dabei vor allem das schmutzig-graue Image der Beton-Elemente eine Rolle spielen. Peters und Hees betonen, dass alle Spuren davon hinter der neuen Fassade und unter dem Putz verschwinden.

Aber alles aus der Platte mögen sie dann doch nicht wiederverwerten: Seinerzeit wurden für die Großsiedlungen auch die Badezimmer fertig vormontiert in einem Stück geliefert. Aber gebrauchte Kloschüsseln wären der Sparsamkeit vielleicht doch zuviel.


  
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18. März 2003 


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