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«Jacksons Status hat ihm geholfen»
14. Jun 2005 17:12

Beflügeln die Phantasie: Die Geschwister La Yoya, Janet und Michael Jackson
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Foto: AP
«Inszenierte Wirklichkeit« ist ein Fachgebiet von Professor Winfried Fluck. Die Netzeitung sprach mit ihm über den Jackson-Prozess, die Liebe der Amerikaner zu Prominenten und den Popstar als «überrassisches Zwitterwesen».
 
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In Deutschland rufen die Mammutprozesse gegen Prominente in den USA oft Kopfschütteln hervor. Zu wenig Seriosität, zu viel Spiel mit Gesten und Effekten und im Zentrum ein Dutzend Laien, die Gefühlsentscheidungen treffen, die für den Angeklagten gravierende Konsequenzen haben können. Viel davon hat mit unterschiedlichen Sichtweisen und Wertesystemen zu tun, erklärt Professor Dr. Winfried Fluck. Der Wissenschaftler studierte in Berlin, Harvard und Berkeley. Seit 1989 hat er den Lehrstuhl für amerikanische Kultur am Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin inne.

Netzeitung: Herr Professor Fluck, Sie haben unter anderem über «inszenierte Wirklichkeit» publiziert. Könnte der Begriff auch über dem Jackson-Prozess stehen?

Prof. Dr. Winfried Fluck: Ganz sicher. Das gehört zur amerikanischen Kultur und war schon im 19. Jahrhundert nicht anders: Es gab um 1830 bereits spektakuläre Mordprozesse, die von entsprechender Massenpresse begleitet wurden. Diese sind damals schon als eine Art Drama wahrgenommen worden, in dem jeder Beteiligte seine Rolle bestmöglich spielen muss - einschließlich des Angeklagten.

Netzeitung: Wo liegen die Gründe dafür?

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  • Fluck: Das ist im amerikanischen Rechtssystem angelegt. Die Geschworenengerichte haben dort einen viel größeren Einflussbereich als bei uns. Und Geschworene sind Publikum – das heißt, dass jeder Beteiligte möglichst effektiv seinen Standpunkt zur Geltung bringen muss. Es kommt gar nicht so sehr darauf an, dass alles rechtlich abgesichert ist. Aber beim Publikum, also den Geschworenen, muss es Wirkung hervorrufen.

    Das bekannteste Beispiel dafür ist der Prozess gegen O.J. Simpson: Fast alle waren sich einig, dass der Freispruch ein Fehlurteil war. Aber Simpson hatte einen Verteidiger, der es extrem gut verstand, seine Waffen so zu nutzen, dass er die Jury auf seine Seite ziehen konnte.

    Netzeitung: Wird dieses System in den USA in Frage gestellt?

    Fluck: Es ist nicht unumstritten, aber es gilt als zutiefst demokratisch: Die amerikanische Kultur basiert sehr stark auf dem «Common Man», dem Mann von der Straße. Jeder ist gleich viel wert, also ist auch jeder in der Lage, ein Urteil zu fällen. Das zu kritisieren ist ein Tabu, es gilt als undemokratisch.

    Netzeitung: Glauben Sie, dass es Michael Jackson eher geholfen oder geschadet hat, ein Prominenter zu sein?

    Prof. Winfried Fluck
    Bild vergrößern
    Foto: FU Berlin
    Fluck: Es hat ihm eher geholfen. Die amerikanische Kultur liebt Stars und wenn ein Prominenter von einem Nicht-Prominenten, also dem Staatsanwalt, angeklagt wird, dann wird diesem schnell unterstellt, er wolle sich auf Kosten des Prominenten profilieren. Als der Jackson-Prozess begann, war ich gerade in Kalifornien und ich kann mich erinnern, dass die Los Angeles Times damals gefragt hat: «Was sind die Motive des Anklägers?» Das geht genau in diese Richtung.

    Wäre es bei Jackson nicht um ein so delikates Delikt gegangen, dann wäre der Prozess eine ganz klare Sache gewesen. Als Winona Ryder zum Beispiel wegen Ladendiebstahls vor Gericht stand, hat sie das zwar nicht populär gemacht, aber man verzeiht ihr das. Oder auch die Drogenprozesse von Robert Downey jr.: Jeder schüttelt den Kopf, aber er wird deshalb in der Öffentlichkeit nicht verurteilt. Da gibt es schon einen Celebrity-Bonus.

    Netzeitung: Hat die Justiz denn Konsequenzen aus dem Simpson-Prozess gezogen? Man kann ihn ja als eine Art Super-GAU der Gerichtsbarkeit ansehen...

    Fluck: Es wird noch stärker überlegt, in welchem Distrikt ein Prozess stattfinden sollte. Denn das entscheidet über die Zusammensetzung der Jury. Ich kenne keine rechtlichen Details, aber ich weiß von Prozessen, die noch nicht stattgefunden haben, weil man einen bestimmten Distrikt unbedingt vermeiden wollte. Da steckt natürlich vor allem die Rassenfrage drin. Es wäre undenkbar zu sagen: «Dieser geht nicht, weil der Angeklagte schwarz ist», aber alle wissen, dass es für die Zusammensetzung der Geschworenen auf den Distrikt ankommt.

    Netzeitung: Glauben Sie, dass Jacksons Hautfarbe für den Prozess eine Rolle gespielt hat?

    Fluck: Ich denke, dass der Celebrity-Status das überstrahlt hat. Bei den Schwarzen haben Schwarze unter Anklage Sympathien, weil in diesen Fällen immer der Verdacht mitschwingt, dass sie reingelegt werden sollen. Bei den Weißen glaube ich nicht, dass die Hautfarbe negativ zur Kenntnis genommen wurde. Jackson wird wohl auch inzwischen als überrassische Zwitterfigur wahrgenommen. Die Hautfarbe dürfte eine wesentlich geringere Rolle gespielt haben als bei dem Prozess gegen O.J. Simpson.

    Mit Prof. Fluck sprach Kai Kolwitz




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