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BUMMELANTEN-BASHING

Bitte langsam zum Ende kommen

Von Kai Kolwitz

Die Bundesländer blasen zur Jagd auf vermeintliche Bummelanten: Fast überall sollen sie künftig Strafgebühren zahlen. Dabei bietet die seltsame Schmarotzer-Debatte kaum Hinweise, welche Kosten Langzeitstudenten tatsächlich verursachen - und die meisten zwickt keineswegs ein schlechtes Gewissen.

Kopfballungeheuer Bierhoff: Langjährige Beziehung zur Fernuni Hagen
DPA
GroßbildansichtKopfballungeheuer Bierhoff: Langjährige Beziehung zur Fernuni Hagen
Oliver Bierhoff muss wohl ein Schmarotzer sein. Stolze 26 Semester brauchte der Kickerheld, um in seinem BWL-Fernstudium vom Anfang zum Abschluss zu kommen. Damit reihte sich der Fußball-Profi nahtlos ein in die Reihe all der verkrachten Germanistik-, Soziologie- und Philosophie-Studenten. Dass Bierhoff zwischendurch ab und zu verhindert war, etwa um das Golden Goal bei der Europameisterschaft 1996 zu erzielen, fällt nicht ins Gewicht - muss nicht fast jeder Student nebenbei jobben?

Als zweites Bundesland hat Niedersachsen zum Sommersemester Gebühren eingeführt. 500 Euro pro Semester kostet das Studium nun für alle, die mehr als vier Semester über ihrer Regelstudienzeit liegen. Und etliche Bundesländer wollen nachziehen. Teils haben sie die Strafzölle für vermeintliche Bummelanten bereits beschlossen, teils wird noch debattiert.

Wenn die Semesteruhr tickt: Oops, schon so spät?
DPA
GroßbildansichtWenn die Semesteruhr tickt: Oops, schon so spät?
In Baden-Württemberg müssen Langzeitstudenten bereits seit 1998 zahlen. Auch die Unis im Ländle erhalten nur noch Schlüsselzuweisungen für Studenten, die noch nicht länger als zehn Semester dabei sind. 44 Prozent der Langzeitstudenten haben sich seitdem exmatrikuliert - und genau so war es auch beabsichtigt.

"Das ist eine klare ordnungspolitische Maßnahme", erklärt Andrea Melcher vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium, "man tut den Studierenden damit doch auch einen Gefallen. Da geht schließlich Lebenszeit verloren." Trotzdem hat das Land aus den Gebühren bereits 44 Millionen Euro eingenommen - Geld, das im Ländle immerhin an die Universitäten zurückfließt.

Grafik: Studiendauer nach Fächern
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
GroßbildansichtGrafik: Studiendauer nach Fächern
In Niedersachsen wird rund ein Viertel der Studierenden zur Kasse gebeten. Aber nicht nur bei den angeblichen volkswirtschaftlichen Blindgängern steht der Ordnungsruf via Brieftasche in der Kritik. "Das ist eine einseitige Schuldzuweisung", meint etwa Frank Ziegele vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE).

Der von Hochschulrektorenkonferenz und Bertelsmann-Stiftung getragene "Think Tank" hat schon für verschiedene Hochschulen und Bundesländer Modellrechnungen durchgeführt und ist nicht grundsätzlich gegen Studiengebühren, im Gegenteil: Lobbyarbeit pro Gebühren ist sogar seine zentrale Mission - aber von der reinen Abstrafung von Langzeitstudenten hält das CHE nichts.

Karteileichen blockieren keine Ressourcen

Dass Pseudostudenten das deutsche Hochschulsystem gelegentlich nutzen, etwa um an preiswerte Semestertickets zu kommen, bestreitet kaum jemand. Trotzdem sieht Ziegele die Gründe für lange Studienzeiten vor allem als systembedingt: "Viele Professoren betrachten die Lehre eher als Last. Vorlesungen sind inhaltlich total überfrachtet, jeder Dozent bringt da sein Hobby mit rein."

Studenten: Wem schadet viel Sitzfleisch?
DPA
GroßbildansichtStudenten: Wem schadet viel Sitzfleisch?
"Es ist nicht einmal sicher, ob Langzeitstudierende wirklich etwas kosten", so Ziegele weiter. Denn Karteileichen blockieren keine Ressourcen, argumentieren die Gegner der Strafgebühren. Und kaum jemand besucht Vorlesungen öfter als nötig oder schreibt eine Klausur, wenn er schon vorher weiß, dass er sie nicht bestehen wird. Nach dieser Logik bleibt die Summe, die ein Bundesland für einen Studenten aufwendet, unter dem Strich gleich, auch wenn das Studium auf längere Zeit gestreckt wird. Und Studienanfängern einen Platz wegnehmen können Studenten im 16. Semester nicht, weil sie nicht die gleichen Veranstaltungen besuchen.

Aber die Sozialsysteme leiden doch...

Fallen die ewigen Studenten den Sozialsystemen zur Last? Beim Bafög ist für sie nichts zu holen. Viele sind recht intensiv erwerbstätig - und müssen ganz normal Lohnsteuern zahlen. Zwar bleibt beim Jobben mit Studentenausweis mehr übrig, weil bis 20 Stunden pro Woche weder Kranken-, Pflege- noch Arbeitslosenversicherung anfallen. Doch dafür erwerben Studierende keinerlei Ansprüche auf Arbeitslosengeld oder Rente; auch der Weg in die Sozialhilfe ist ihnen per Gesetz verschlossen. Und die Krankenkassen behalten die Semesterzahl im Auge und bitten ab einer bestimmten Grenze zur Kasse.

IN SPIEGEL ONLINE
·  Gebühren-Rebellen: Schlappe für die Boykotteure (16.07.2003)
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·  Teurer Spaß: Studium kostet mehr als ein Mercedes (12.05.2003)
·  Schnäppchenführer: Hauptfach Schnorren (08.08.2002)
·  Zitiert: Gebühren an Kartoffelbrei (04.07.2003)
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·  Interview: Wie man 57 Semester schafft [€] (15.07.2002)
·  Dauerstudent Bierhoff: Kopfarbeit statt Kopfball [€] (22.05.2002)
·  Elfenbeinturm, 1. Stock: Der Langzeitstudent [€] (07.11.2001)
·  Special: Studiengebühren
 
Bleiben noch die "weichen" Vorteile: preiswertere Eintrittskarten, Zeitschriftenabos, Mensaessen (wer's mag...), natürlich das Semesterticket. Genau deswegen ist zum Beispiel Frank noch Student: Nach seinem BWL-Studiums hat sich der 31-Jährige, der eigentlich in der Zentrale einer deutschen Großbank arbeitet, für Japanologie, Sinologie und Skandinavistik an der Uni Köln eingeschrieben. Macht bisher insgesamt 25 Semester.

Schlechtes Gewissen plagt ihn nicht: "Ich falle nur der Bahn zur Last, sonst niemandem." Dem für ihn zuständigen Studentenwerk nützt er sogar: Da Frank Sozialbeiträge zahlt, ohne Leistungen in Anspruch zu nehmen, subventioniert er wiederum die Mensaessen und Wohnheimplätze anderer Studenten. Den AStA ebenfalls.

Jobben und Engagement fressen Zeit

Frank wäre sofort weg, sobald Studiengebühren eingeführt werden (in Nordrhein-Westfalen ab 2004 geplant). Petra aber nicht. Sie studiert Maschinenbau an der TU Berlin und hat bisher jede Prüfung auf Anhieb bestanden.

Grafik: Was ein Studium kostet
Deutscher Instituts-Verlag
GroßbildansichtGrafik: Was ein Studium kostet
Trotzdem stehen bei ihr 17 Semester auf der Uhr: Praktika, Verbandsarbeit im Verein Deutscher Ingenieure und nicht zuletzt der Hiwi-Job, den sie braucht, um sich finanzieren zu können. "Ich nehme die gleichen Leistungen in Anspruch wie andere und brauche dafür nur mehr Zeit", ärgert sie sich über die Diskussion.

Momentan organisiert Petra übrigens gerade eine Absolventenmesse - und ansonsten wartet sie: Ihr Prüfer für den letzten Schein arbeitet hauptberuflich bei Rolls-Royce und kann nur an einem Tag im Monat Prüfungen abhalten.

Petra hat es bis jetzt nur auf die Warteliste für die Prüfung geschafft.



 S P I E G E L   O N L I N E   U M F R A G E
 
  Studiengebühren
Sollen Langzeitstudenten zahlen?

Auf jeden Fall. Sie liegen dem Staat auf der Tasche, und in zwölf Semestern muss man ein Studium doch beenden können
Ja, als Druckmittel, das auch den Studenten selbst hilft: Sie verschwenden sonst ihre Lebenszeit
Nur wenn die Einnahmen den Hochschulen zugute kommen
Nein, erst einmal muss der Staat für Bedingungen sorgen, in denen man das Studium schneller schaffen kann
Nein. Das ist nur eine Scheindebatte, um leichter allgemeine Gebühren einzuführen zu können
Ich weiß nicht




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01. August 2003 


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