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FC Bayern im Höhenrausch

Die skeptischen Prognosen sind vergessen. Der FC Bayern hat 14 Pflichtspiele ohne Niederlage und 14 Tore in acht Tagen geschafft. Oliver Kahn: "Das ist Wahnsinn, wie wir spielen."

München (22.10.01., 11:13 Uhr) -  Mit dem dritten Tor-Festival in Folge hat der FC Bayern München seine «Wahnsinns-Woche» gekrönt und wie angekündigt die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga erobert.

Nach den 5:1- Siegen über den TSV 1860 München und Spartak Moskau reichte den Bayern gegen einen unerwartet schwachen 1. FC Kaiserslautern eine schwungvolle erste Halbzeit, um die Pfälzer mit einem 4:1 (3:0) am zehnten Spieltag unsanft vom Bundesliga-Thron zu stoßen. «Ich habe selten eine Bayern-Mannschaft erlebt, die in dieser Kontinuität gewonnen hat», stellte Vize-Präsident Karl-Heinz Rummenigge nach der erneuten Gala-Show des deutschen Meisters zufrieden fest.

Längst vergessen sind beim FC Bayern die skeptischen Prognosen - auch aus der eigenen Führungsriege -, die dem Rekordmeister nach dem Gewinn von Meisterschaft und Champions League in der Vorsaison eine schwierige Spielzeit 2001/2002 prophezeiten. «Wir hatten eigentlich ein schweres Jahr erwartet. Jetzt ist das Gegenteil eingetreten. Wir spielen moderneren Fußball», sagte Rummenigge. Selbst Ottmar Hitzfeld wollte seine Freude nach dem Gipfelsturm nicht verbergen: «Viele haben nach dem schlechten Saisonstart gedacht, dass die Mannschaft satt ist. Das war die richtige Antwort», meinte der Bayern-Trainer.

Geht es nach Präsident Franz Beckenbauer, soll Hitzfeld bei den Bayern eine neue Aufgabe bekommen. «Wir wollen mit Ottmar bei Bayern alt werden. Er muss nicht mehr täglich auf den Trainingsplatz. Er soll sich einen Trainerstab aufbauen und aus dem Hintergrund agieren», sagte Beckenbauer in einem Interview der «Bild am Sonntag».

Nach 14 Pflichtspielen ohne Niederlage und 14 Toren in acht Tagen werden schon wieder Stimmen laut, die einen Alleingang der Bayern zum vierten Meistertitel in Serie vorhersagen. Doch die Protagonisten des Münchner Spaß-Fußballs versuchen Bodenhaftung zu bewahren. «Man darf nicht denken, es läuft jetzt alles von alleine», warnte Hasan Salihamidzic. Der Bosnier bestätigte mit seinen Toren (23./29., Foulelfmeter) und den Vorlagen zu den weiteren Treffern durch Roque Santa Cruz (16.) und Claudio Pizarro (90.) seine bestechende Form. Das erste Heim-Gegentor der Saison durch Harry Kochs verwandelten Foulelfmeter (82.) konnte nicht mal Oliver Kahn aus der Ruhe bringen.

«Das ist Wahnsinn wie wir spielen. Es ist schon so eine Situation, wo man Sorge haben muss, dass man nicht abhebt», mahnte der Keeper nach dem siebten Punktspiel-Sieg in Folge. Die Münchner scheinen ohne Verschleißerscheinungen durch ihren Termin-Marathon zwischen Liga und Champions League zu spazieren - und strahlen dabei auch vor dem nächsten Auftritt in Europas «Königsklasse» am Dienstag (20.45 Uhr) gegen Feyenoord Rotterdam eine bisher kaum gekannte Harmonie aus.

«Das Rezept ist, dass die Leute sich ergänzen. Entscheidend ist, dass jeder jedem hilft», so Salihamidzic. Vehement bestreiten die Bayern-Profis, dass es mit dem fruchtenden Gemeinsinn vorbei sein könnte, sobald die noch verletzten Stefan Effenberg, Mehmet Scholl, Jens Jeremies und Carsten Jancker wieder zum Kader stoßen und das aus Personalnot nahezu ausgesetzte Rotationsprinzip wieder in Gang kommt.

Beinahe zur Randnotiz wurde angesichts des deutlichen Sieges der vor dem Spiel in den Medien ausgetragene Privat-Zwist zwischen Giovane Elber und Mario Basler. «Ich habe kein Problem mit Mario. Wir können einen Kaffee trinken gehen», bot der Brasilianer, dem von seinem Trainer Andreas Brehme nicht berücksichtigten ehemaligen Bayern- und aktuellen FCK-Profi eine Aussprache an.

Dem gestürzten Tabellenführer aus Kaiserslautern blieb nur die Erkenntnis, dass der Platz an der Sonne wohl nur ein vorübergehendes Vergnügen war. «Wenn man solche Fehler macht wie wir, dann darf man sich nicht wundern, dass man hoch verliert», so FCK-Trainer Andreas Brehme. Mit drastischen Worten beschrieb Torwart Georg Koch im ZDF- Sportstudio die Leistung der «Roten Teufel» bei der zweiten Saison- Niederlage: «Wir hätten uns nicht in die Hose schei... dürfen.».

 

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FC Bayern gegen Kaiserslautern.