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Politik

Fahndung nach Absendern: FBI veröffentlicht Milzbrandbriefe

Die Ermittler in Washington geben Fotos von drei Milzbrandbriefen heraus, weil  bisher jede Spur zum Absender der tödlichen Post fehlt. Auch die Herkunft der Anthrax-Sporen ist völlig unklar.

Washington (24.10.01, 10:32 Uhr) - Große Blockschrift, kurze Sätze, ähnlicher Inhalt, gleiche Fehler. Das US-Justizministerium hat drei Briefe veröffentlicht, die in Umschlägen mit Milzbrand-Erregern steckten.

Zwei der Schreiben in englischer Sprache haben einen identischen Text, sie richteten sich an den Fernsehmoderator Tom Brokaw und an die «New York Post». Unter der Datumsangabe 11. September 2001 warnt der unbekannte Verfasser in Großbuchstaben: «Das ist das nächste. Nehmt jetzt Penacilin.» In beiden Briefen ist das Medikament fälschlicher Weise mit «a» statt mit «i» und nur mit einem «l» geschrieben. Dann folgen die Sätze: «Tod für Amerika. Tod für Israel. Allah ist groß.»

"Habt Ihr Angst?"

Der Text des Schreibens an US-Senator Tom Daschle ist etwas anders. «Ihr könnt uns nicht stoppen«, warnt der Verfasser: »Wir haben dieses Anthrax. Ihr sterbt jetzt. Habt ihr Angst?» Dann folgen die selben Schlusssätze: «Tod für Amerika. Tod für Israel. Allah ist groß.»

Justizminister John Ashcroft erhofft sich von der Verbreitung der Texte neue Hinweise auf deren Verfasser. Einige Ermittler seien überzeugt, dass alle drei Briefe von einer Person geschrieben wurden. Das habe ein Vergleich der Handschriften ergeben, berichtet die «New York Times» am Mittwoch. Es sei nicht auszuschließen, dass der Verfasser absichtlich seine Schrift verstellt habe.

Verzweifelte Spurensuche

Bisher rätselt die US-Justiz, ob die drei Briefe von organisierten Terroristen mit Bezug zu den Attentätern vom 11. September verschickt wurden, von anderen Kriminellen oder von einem Einzeltäter. CIA-Chef George Tenet zweifelt inzwischen laut «New York Times» sogar, ob der oder die Absender überhaupt gefunden werden können.

Unbewiesen ist bisher die These, es gebe Verbindungen zwischen den Flugzeugentführern und den Milzbrand-Attentätern. US-Justizminister Ashcroft sagte dazu am Dienstag, Ermittler könnten «einen Zusammenhang mit den terroristischen Akten am 11. September nicht ausschließen», aber sie seien ebenso wenig «in der Lage eine schlüssige Verbindung herzustellen».

DNA-Analyse unmöglich

Weder die verwendeten Briefumschläge, noch die beschriebenen Zettel oder die Tinte führten die amerikanischen Ermittler weiter. Weil die Kuverts mit Tesafilm und nicht mit Spucke zugeklebt waren, boten sie auch kein Material für eine DNA-Analyse. Der Absender habe allen Grund gehabt, nicht an den Umschlägen zu lecken, so die Ermittler: Dann hätte er sich wahrscheinlich selbst mit Milzbrand infiziert.

Hatte es zunächst geheißen, die versandten Anthrax-Erreger könnten nur aus besonders professioneller Herstellung stammen, vermutlich aus einem staatlichen Biowaffen-Programm, deshalb sei der Kreis der potenziellen Täter klein, so verneinen Ermittler auch dies inzwischen. Zugang zu den nötigen Mitteln habe jeder, der in einem gut ausgestatteten Labor einer Universität oder einer Forschungseinrichtung arbeite. Die verschickten Milzbrand-Erreger seien zuerst in einem Labor im Bundesstaat Iowa hergestellt worden, heute aber in Labors überall auf der Welt erhältlich. Den Ermittlern zufolge hat allerdings der Irak vergeblich versucht, diese Art von Anthrax-Sporen zu bekommen.

 

 

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Milzbrandbriefe im Original.

 

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Erreger unter dem Mikroskop.