Redaktionsassistenz ONLINE ZEITUNG in Verlag und Medien
|
||
|
PolitikDie USA bereiten sich auf einen Kriegswinter in Afghanistan vorNoch immer ist unklar, ob die
Kämpfe während des Ramadan fortgesetzt werden. USA setzten erstmals
auch Streubomben ein. Einsatz zusätzlicher Bodentruppen ist nicht ausgeschlossen. US-Konteradmiral zeigt sich überrascht über die Hartnäckigkeit der Taliban Die USA hatten nach Angaben des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira in der Nacht die Städte Kandahar und Herat und Ziele bei Kabul angegriffen. In der Nacht zu Mittwoch seien, so El Dschasira, 93 Menschen in der Taliban-Hochburg Kandahar getötet worden. Bei den jüngsten US-Luftattacken auf die afghanische Hauptstadt Kabul wurden nach Medienberichten 22 Mitglieder einer militanten pakistanischen Moslemgruppe getötet. Bei den Opfern handelt es sich nach Berichten pakistanischer Medien um Anhänger der Harkatul Mudschahedin, die für den Anschluss Kaschmirs an Pakistan kämpfe. Nach Angaben der britischen Regierung wurden zudem alle neun Trainingslager von El Kaida zerstört. Die USA und Großbritannien hätten auch neun Flugplätze in Afghanistan größtenteils zerstört. Die Luftwaffe der Taliban existiere «praktisch nicht mehr», sagte Verteidigungsminister Hoon. US-Konteradmiral John Stufflebeem zeigte sich unterdessen überrascht über die Hartnäckigkeit der Taliban nach mehr als zwei Wochen Luftangriffen. "Sie haben sich als zähe Krieger erwiesen.", so Stufflebeem. Noch vor einer Woche hatte das Pentagon erklärt, die Taliban seien durch die andauernden Bombenangriffe lahm gelegt worden. Stufflebeem deutete nun an, dass es den Taliban noch immer gelinge, ihre Truppen mit neuer Ausrüstung zu versorgen, und sie auf dem Land ihre Panzer noch immer verlegen könnten. Fehlgeleitete Bomben keine Seltenheit Die USA haben nach Angaben der Vereinten Nationen bei ihren Luftangriffen auf die westafghanische Stadt Herat auch Streubomben eingesetzt. Bewohner des nahe gelegenen Ortes Shakir Qila hätten von Blindgängern in den Straßen berichtet, sagte der Sprecher des UN-Anti-Minenprogramms, Richard Daniel Kelly, am Mittwoch in Islamabad. Die UN hätten von der US-Regierung Informationen darüber eingefordert, wie diese Blindgänger entschärft werden könnten. Jede Streubombe enthalte 200 kleinere, eineinhalb Kilogramm schwere Bomben. Das US-Verteidigungsministerium gab unterdessen zu, dass mindestens drei Bomben in den vergangenen Tagen ihr Ziel verfehlten. Zwei davon seien in einem Wohnviertel der Hauptstadt Kabul eingeschlagen. Eine dritte Bombe sei nahe einem Altersheim in der Stadt Herat detoniert. Informationen über Opfer gebe es nicht. Nach Angaben der Sprecherin des UN-Büros für humanitäre Hilfe in Afghanistan (UNOCHA), Stephanie Bunker, haben die USA neben sonstigen militärischen Einrichtungen in Herat auch ein Militär-Hospital, eine Moschee und ein nahe gelegenes Dorf bombardiert. Über mögliche Opfer machte sie keine Angaben. Feuerpause während des Fastenmonats Ramadan? US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sieht keinen Anlass für eine Feuerpause in Afghanistan während des islamischen Fastenmonats Ramadan. «Es ist sehr klar, dass die Terror- Organisation El Kaida und die Taliban während des Ramadan auch nicht innehalten werden», sagte er am Mittwoch im Radiosender «Voice of America». «Die Geschichte ist voller Beispiele, wo Moslems während diverser heiliger Feiertage, inklusive dem Ramadan, gegen andere Moslems und gegen Nicht-Moslems gekämpft haben», sagte er. «In einigen Fällen haben Moslems sogar Kriege während des Ramadan begonnen.» Der Fastenmonat beginnt in diesem Jahr am 17. November. US-Außenminister Colin Powell äußerte sich ähnlich. Im Afghanistan-Krieg gehe es nicht um Zeitlimits, sondern darum, die gesetzten militärischen Ziele zu erreichen, sagte er nach einem Treffen mit seinem britischen Kollegen Jack Straw in Washington. Die USA seien nicht «unsensibel», was den Ramadan betreffe, aber die Berücksichtigung des Fastenmonats könne nicht alleiniger Maßstab bei der Entscheidung sein. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich ebenso gegen eine Unterbrechung der US-amerikanischen Kampfhandlungen in Afghanistan ausgesprochen. Eine Kampfpause «würde die Auseinandersetzungen verlängern und den Menschen Steine statt Brot geben», sagte Schröder am Mittwoch in Paris zum Abschluss eines informellen deutsch-französischen Treffens. Moslemische Staaten sehen Gefahren für die Zeit des Ramadan Der pakistanische Staatschef Pervez Musharraf hingegen hat die Amerikaner aufgefordert, ihre Angriffe auf Afghanistan vor Beginn des Fastenmonats Ramadan zu beenden, der für die Moslems eine Zeit der religiösen Einkehr und Versöhnung ist. Ob die USA diesem Wunsch entsprechen werden, ist aber noch äußerst fraglich. Bei der Frage, ob die US-Truppen ihre Militäraktion gegen das radikal-islamische Taliban-Regime und die Terrororganisation von Osama bin Laden auch im Ramadan fortsetzen, geht es nach Einschätzung von Beobachtern aber weniger um Religion, sondern um Politik und den wachsenden Druck der Bevölkerung. Denn die Moscheen sind im Ramadan stets besonders gut besucht - in Mekka, Damaskus, Peshawar und anderswo. Und niemand kann derzeit garantieren, dass sich der von den Verbündeten der USA in der islamischen Welt derzeit noch unter Kontrolle gehaltene Hass vieler Moslems auf die Amerikaner dann nicht gewaltsam entlädt. Was die afghanischen «Gotteskrieger» angeht, so kann man davon ausgehen, dass sie im Ramadan fasten und weiter kämpfen werden wie bisher. Denn für Kämpfer gibt es in den islamischen Fastenregeln keine Ausnahmeregelungen, wie etwa für Reisende, Kranke oder schwangere Frauen, die das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen können. Den an Entbehrungen gewöhnten Taliban dürfte es aber wohl keine allzu großen Probleme bereiten, zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf das Essen und Trinken zu verzichten. Generell ist das islamische Fasten einfacher, wenn der Ramadan wie in diesem Jahr im Winter liegt. Denn die Tage sind dann kürzer, und der Verzicht auf Flüssigkeit fällt weniger schwer als im Sommer. Paris und Berlin wollen sich an Neubildung einer afghanischen Regierung beteiligen Die Vorbereitungen für eine neue afghanischen Regierung nach dem geplanten Sturz des Taliban-Regimes nehmen konkretere Formen an. Mehrere hundert im Exil lebende Anführer gesellschaftlicher Gruppen Afghanistans trafen sich in Pakistan zu Beratungen über die Zukunft ihres Landes. Die Vereinten Nationen sprachen sich in New York für eine Regierung aus Vertretern aller afghanischen Parteien aus. Der afghanische Ex-Präsident Sibghatullah Mudschaddidi befürwortete ebenfalls eine demokratische islamische Übergangsregierung, die von allen Afghanen akzeptiert werde. Deutschland und Frankreich haben nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan ein gemeinsames Vorgehen verabredet. Mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac sei er sich über den Prozess nach Beseitigung des Taliban-Regimes einig, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Abschluss eines Treffens mit Chirac und Premierminister Lionel Jospin am Mittwochabend in Paris. «Wir werden in dem Post-Taliban-Prozess, den wir möglichst schnell herbeiführen wollen, als Europäer eine sichtbare Rolle spielen», kündigte Schröder an. Der Bundeskanzler sprach sich erneut gegen eine Unterbrechung der Kampfhandlungen der USA in Afghanistan aus. Eine Feuerpause würde die Auseinandersetzungen nur verlängern und den Menschen «Steine statt Brot» geben.
|
Taliban sind "zähe Kämpfer". |