Redaktionsassistenz ONLINE ZEITUNG   in Verlag und Medien

 

 

Aus aller Welt

Mehr als 20 Tote im Gotthard-Tunnel?

Das Feuer im Schweizer Tunnel brennt auch am Donnerstag noch weiter. Die Behörden haben die Zahl der Opfer nach oben korrigiert.

Airolo (25.10.01, 14:28 Uhr) - Auch heute morgen drang noch immer Qualm aus dem Tunnel. Im Schutz eines Wasserschildes versuchen Feuerwehr und Rettungskräfte, den Unglücksort rund einen Kilometer hinter dem Südportal im Schweizer St.-Gotthardtunnel zu erreichen. Bis jetzt haben die Bergungskräfte zehn Leichen geborgen. Es handele sich dabei um neun Männer und eine Frau, sagte ein Polizeisprecher in Airolo. Praktisch alle Opfer seien erstickt. Sie wurden noch vor der eigentlichen Unfallstelle gefunden. In etwa 20 bis 40 ausgebrannten Fahrzeugen werden noch weitere Opfer vermutet. Die Rede ist bislang von etwa 20 Toten. Der Tunnel wird vermutlich bis zu drei Monate geschlossen bleiben.

Dort waren nach einem Frontalzusammenstoß von zwei Lastwagen Reifen in Brand geraten. Das Feuer entwickelte eine Hitze von weit über 1000 Grad und brachte auf über 100 Meter die Deckenverkleidung zum Einsturz. Unter diesen Trümmern befinden sich nach Einschätzung der Tessiner Behörden noch 15 bis 20 Autos mit möglicherweise weiteren Opfern. Auf Grund von Informationen der Einsatzkräfte vor Ort sei zu befürchten, dass bis zu 20 Menschen in dem Tunnel ums Leben gekommen seien, sagte Benno Bühlmann, Chef der Chemiewehr des Kantons Uri. Bisher bestätigten die Behörden den Tod von zehn Menschen.

Die Flammen wüten weiter

Im Tessin errichtete die Feuerwehr am Tunnelportal von Airolo einen Wasservorhang. Dieser soll den zum Teil giftigen Qualm am Heraustreten hindern. Ein Lastwagen mit Hochdrucklüfter der Urner Chemiewehr steht im Einsatz. Die Bevölkerung von Airolo wurde weiter aufgerufen, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Die Feuerwehr rechnet damit, dass es noch Stunden wenn nicht Tage dauern wird, bis die Flammen unter Kontrolle sind. Die nach dem Einbruch der Decke unsichere Statik des Tunnels erschwert die Rettungsarbeiten weiter.

Die Autobahn A2 wurde bei Bellinzona gesperrt. Der Personenverkehr wird ab Göschenen über den Gotthardpass, der Schwerverkehr über die San-Bernardino-Route umgeleitet. Die Schweizer Bundesbahnen erhöhen ab Donnerstag kurzfristig ihre Huckepack-Kapazität für Lastwagen. Die Zahl der Plätze soll verdoppelt werden.

Der 1980 eröffnete St.-Gotthard-Straßentunnel ist mit 16,3 Kilometern der zweitlängste Europas und die wichtigste Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen. Er wird täglich von etwa 18.000 Fahrzeugen durchquert. Der Tunnel besteht aus einer Röhre mit zwei Fahrspuren. Er wurde 1994 nach einem Lastwagenbrand für zweieinhalb Tage gesperrt.

Fünf Brände pro Jahr - dennoch sicher?

Im Gotthardtunnel brennt es durchschnittlich etwa fünfmal pro Jahr. Dennoch gilt der Tunnel als relativ sicher. Bei einer Untersuchung europäischer Straßentunnel durch den ADAC erhielt der St.-Gotthardtunnel 1999 in Sachen Sicherheit die Note "gut". Allerdings wurde kritisiert, dass der Sicherheitsstollen für Löschfahrzeuge nicht passierbar ist. Die Feuerwehr muss über die Fahrbahn zum Unglücksort.

Die letzten großen Tunnelunglücke in den Alpen ereigneten sich im März 1999 im Montblanc-Tunnel und im Mai 1999 im österreichischen Tauern-Tunnel ebenfalls durch Lastwagen. Bei diesen beiden Unglücken kamen mehr als 50 Menschen ums Leben.

 

Zurück zur Homepage

 wpe1.jpg (2372 Byte)

wpe3.jpg (2235 Byte)

Flammendes Inferno - Die Feuerwehr dringt nur langsam in den Tunnel vor.