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PolitikWeißes Haus: Anthrax-Sporen in der PoststelleTäter aus rechter
Szene der USA? Regierungssitz der USA ist vor Milzbrand geschützt.
Bayer AG senkt Preis für Ciprobay. Die rechtsextremistische Szene in den USA sei zu bunt und zu diffus, als dass sie bisher ein schlagkräftiges Netzwerk hätten etablieren können. Ihre seltsamen Theorien von der Unterwanderung der US-Regierung durch Juden und die Vereinten Nationen passe gut zur Tatsache, dass der amerikanische Kongress und der Präsident selbst das Ziel von Anthrax-Anschlägen wurden, sagte Krakau. Präsident Bush: Absender der Briefe immer noch unklar Bush sagte, es sei weiter unklar, ob die Terrorgruppe El Kaida oder andere Terroristen die beiden Briefe mit dem möglichen Biowaffen-Kampfstoff verschickt hätten. Die Bundeskriminalbehörde FBI veröffentlichte am Dienstag Fotos der Briefe. In den Schreiben steht in ungelenker Schrift: «Tod für Amerika. Tod für Israel. Allah ist groß». Der Brief an Senator Tom Daschle beginnt mit den Worten: «Ihr könnt uns nicht stoppen, wir haben dieses Anthrax. Du stirbst nun. Hast Du Angst?» Sechs Postangestellte mit Milzbrandverdacht im Krankenhaus Wie unterdessen bekannt wurde, werden sechs weitere Postangestellte aus der zentralen Washingtoner Sortierstelle Brentwood wegen des Verdachts auf Anthrax-Infektion in Krankenhäusern behandelt. Zwei weitere Mitarbeiter befinden sich schon seit mehreren Tagen wegen erwiesenen Lungenmilzbrands in einer Klinik. Ihr Zustand ist nach Ärzteangaben weiterhin ernst. Alle acht Patienten sind Kollegen von zwei Mitarbeitern der Poststelle, die am Montag gestorben waren. Am Dienstag war offiziell bestätigt worden, dass Todesursache die Lungenform von Anthrax war. Damit hat die Verbreitung von Bakterien insgesamt drei Menschen das Leben gekostet. Bei zwölf Personen ist eine Infektion nachgewiesen worden. In sechs dieser Fälle handelt es sich um die weniger gefährliche Krankheitsform Hautmilzbrand. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen die Poststelle Trenton in New Jersey und die Sortierstelle Brentwood. In Trenton wurden die Briefe mit Anthrax an den NBC-Moderator Tom Brokaw und Senator Tom Daschle aufgegeben. Das Schreiben an Daschle durchlief dann die Stelle in Brentwood. Am Mittwoch prüften die Behörden einen weiteren Brief an den demokratischen Senator. Eine Angestellte in einer Postverteilungsstelle in einem Vorort von Washington hatte das Schreiben «verdächtig» gefunden und Alarm geschlagen. Weißes Haus ist sicher: Ab 11. September wurde keine Post ausgeliefert Nach der Entdeckung von Anthrax-Sporen in einer entlegenen Poststelle für das Weiße Haus hat US-Präsident George W. Bush versichert, die Regierungszentrale sei «sicher». Die Spuren waren am Dienstag auf einem Gerät entdeckt worden, das Briefe automatisch öffnet. Wie die Bakterien in die mehrere Kilometer vom Weißen Haus auf einer Militärbasis gelegenen Poststelle gelangten, blieb zunächst unklar. Nach Meldungen von CNN bestand für das Weiße Haus trotz der in der Poststelle entdeckten Anthrax-Spuren offenbar zu keinem Zeitpunkt Gefahr. Seit dem 11. Oktober sei an die Regierungszentrale gerichtete Post nicht mehr ausgeliefert worden. Bush sagte am Dienstag, er gehe in dem Bewusstsein zur Arbeit, dass er völlig «sicher» sei. Er bestätigte weiter, dass er selbst nicht an Anthrax leide - ein erster Hinweis darauf, dass der Präsident selbst getestet wurde. Auch der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, zeigte sich zuversichtlich, dass niemand im Weißen Haus selbst mit den gefährlichen Sporen in Kontakt gekommen sei. Laut CNN verfügt das Weiße Haus über Bestrahlungsgeräte für die Post, die Erreger abtöten. Unklarheit über Herkunft der verseuchten Briefe Ob die in der Poststelle entdeckten Bakterien von einem Anthrax- Brief an das Weiße Haus oder Bush stammten, war unklar. Nach Informationen von CNN könnten die Sporen auch über einen «verunreinigten» Brief aus der Postsortierstelle Brentwood in die Poststelle des Präsidentensitzes gelangt sein. In der Hauptstadt Washington war der Postbetrieb am Mittwoch gestört, da die zentralen Sortierstelle Brentwood wegen einer Anthrax-Verseuchung praktisch geschlossen war. In Brentwood war der anthrax- verseuchte Brief an Senator Tom Daschle sortiert worden. Am Dienstag waren Anthrax-Sporen in einer Poststelle des Weißen Hauses entdeckt worden, die ihre Briefe aus Brentwood erhält. Die Spuren waren an einem Gerät entdeckt worden, das Briefe automatisch öffnet. Wie die Bakterien in die mehrere Kilometer vom Weißen Haus auf einer Militärbasis gelegenen Poststelle gelangten, blieb zunächst unklar. Im Weißen Haus gingen Mitarbeiter davon aus, dass ein Brief in Brentwood kontaminiert wurde und die Sporen dann an der Maschine haften blieben. Dies würde erklären, warum es sich nur um eine sehr geringe Mengen Sporen handelte. Regierung will Post in den USA nun sicher machen, dennoch gibt es keine Garantien Die US-Behörden haben drei Wochen nach dem ersten Milzbrand-Todesfall im Umgang mit der Post Fehler eingestanden. Der oberste Gesundheitshüter, David Satcher, erklärte, dass es falsch gewesen sei, nicht entschlossener vorgegangen zu sein. US-Postchef John Potter rief die Bevölkerung am Mittwoch zum äußerst vorsichtigen Umgang mit der Post auf, lehnte es aber ab, den Postbetrieb ganz einzustellen. Satcher und andere Regierungsverantwortliche gestanden erstmals offen ein, dass sie zu Beginn der Attacken mit Milzbrand einfach wenig wussten. «Das ist ganz neu für uns. Ich habe die Furcht, dass wir angegriffen werden und den Angriff nicht ganz begreifen.» Auch Postchef Potter erklärte, dass alle lernten während sich die Ereignisse noch entwickelten. Er betonte, in Zeiten von Milzbrand-Briefen könne es keine Garantie für sichere Post geben. Potter rief deshalb alle Kunden auf, «ihre Briefe sehr vorsichtig zu öffnen» und sich danach gründlich die Hände zu reinigen, um an den Briefen eventuell haftende Anthrax- Sporen abzuwaschen. Finanzielle Soforthilfe um Keime abzutöten Präsident George W. Bush hatte eine Soforthilfe in Höhe von 175 Millionen Dollar (383 Mio DM/196 Mio Euro) genehmigt, um der Post bei Bewältigung der Krise zu helfen. Unter anderem will die Post Geräte anschaffen, um die Briefe routinemäßig zu bestrahlen, um damit Keime abzutöten. Zudem werden Gummihandschuhe und Atemmasken für die Postmitarbeiter angeschafft. US-Regierung einigt sich mit Bayer über Preissenkung für Ciprobay Unterdessen einigte sich die US-Regierung mit dem Chemie-
und Pharmakonzern Bayer im Streit um das Milzbrandmittel Ciprobay auf eine Preissenkung.
Bayer wird zunächst 100 Millionen Tabletten des Mittels zu einem Preis von 95 Cents (2,08
DM/ 1,06 Euro) pro Stück abgeben, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer,
am Mittwoch in Washington. Der alte Preis betrug 1,77 Dollar pro Tablette. Die erste
Lieferung soll bis Ende des Jahres als Notfallreserve verfügbar sein. Ciprobay wirkt vor
allem im frühen Stadium einer Ansteckung durch Anthrax. Bei Bedarf sollen später zwei weitere Lieferungen von jeweils 100 Millionen zu einem Pillenpreis von 85 respektive 75 Cents erfolgen, teilten Bayer und das US-Gesundheitsministerium mit. Der alte Preis betrug 1,77 Dollar pro Tablette. Die erste Lieferung soll bis Ende des Jahres als Notfallreserve verfügbar sein. Ciprobay wirkt vor allem im frühen Stadium einer Ansteckung durch Anthrax. Schwierige Verhandlungen mit positivem Ergebnis: Bayer liefert Antibiotikum zu niedrigem Preis «Bayer unterstützt Amerika vollständig in seinem Krieg gegen Bioterrorismus», betonte Bayer-Chef Helge H. Wehmeyer in einer Mitteilung des Unternehmens. Die Vereinbarung mit dem US- Gesundheitsministerium sei eine wichtige Sicherheitsmaßnahme. Gesundheitsminister Tommy Thompson hob besonders hervor, dass die Preisvergünstigung mehr Mittel für Vorbeugungsprogramme einzelstaatlicher und lokaler Behörden freisetze. Die Einigung gelang nach schwierigen Gesprächen. Thompson sagte der Presse noch wenige Stunden vor der Einigung, dass eine vorläufige Verständigung wieder in Frage gestellt worden sei. Er hatte zuvor Bayer mit einem Patentbruch gedroht. Sollte das Unternehmen nicht den Preis senken oder schnell genug große Mengen produzieren, sei er dafür, das Mittel von anderen Firmen herstellen zu lassen, sagte Thompson am Dienstag bei einer Kongressanhörung. Bayer hatte zunächst nur zugesichert, die
US-Tablettenproduktion auf 200 Millionen Stück zu verdreifachen. Das Antibiotikum
Ciprobay ist in den USA auch als Medikament gegen Lungenmilzbrand zugelassen. Im
Nachbarland Kanada konnte Bayer eine Aushöhlung des Patentschutzes am Vortag abwenden.
Die Bayer-Aktie legte am Mittwoch um 2,6 Prozent auf 36,20 Euro zu. Schutz in Deutschland: Briefe sind kaum vorsorglich zu desinfizieren Zum Schutz vor Milzbrand sei eine deutlich höhere Dosis an Gammastrahlen nötig als in der Lebensmittelindustrie. Zudem sei die Technik «irrsinnig aufwendig»: «Die Geschwindigkeit, mit der heutzutage Post durch die Briefzentren rast, wäre damit nicht aufrecht zu erhalten.» Noch dazu bräuchte man dicke Stahlbetonwände, um die Umgebung abzuschirmen. «Diesen Aufwand halte ich für völlig überzogen.» Auch andere Vorschläge seien unpraktikabel: Chlorlauge bleiche die Tinte, Dampfdruck ruiniere das Papier. Defizite in Deutschland beim Schutz vor Biowaffen Kekule sieht Defizite im deutschen Schutz vor Biowaffen: «Da die Zuständigkeiten dezentralisiert sind, müsste jedes Bundesland über Mittel und Know-how verfügen, um terroristische Angriffe mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen zu parieren», sagte er in einem Interview der Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit» vom Donnerstag. Das könne bei Chemiewaffen noch gelingen, bei modernen Biowaffen aber seien die Länder überfordert. Darüber hinaus könne der Schutz vor Bioterroristen auch beim Kampf gegen natürliche Seuchen helfen. «Neue Impfstoffe gegen Tropenkrankheiten, von denen viele als potenzielle Biowaffen gelten, wären ein Segen auch für die Dritte Welt.» Kekule befürchtet, dass in absehbarer Zukunft auch mit neuen Waffen zu rechnen ist. Auf antibiotikaresistenten Milzbrand sei Deutschland nicht vorbereitet, «von gentechnisch veränderten Viren ganz zu schweigen». Experten warnen aber vor Übertreibung der Milzbrand-Gefahr Eines der besten Mittel gegen Angst sei Information, sagt der Berliner Psychologieprofessor Dieter Kleiber. Gemeinsam mit anderen Experten der Freien Universität redete er am Dienstagabend gegen die Übertreibung der Milzbrand-Gefahr an. Die Herstellung von Milzbrand-Sporen sei zwar relativ einfach, doch die Verarbeitung und Verteilung erfordere Spezialwissen. «Jeder, der anzüchtet, ist selbst extrem gefährdet», gab der Veterinärmediziner Reinhard Fries zu bedenken. Um größere Menschenmengen zu infizieren, müssten Bakterien in so genannten Fermentern kiloweise produziert werden. «Das setzt hohe Technikkenntnisse voraus und lässt sich schlecht heimlich machen», meinte Fries. Der Pharmakologe Walter Schunack versuchte im Wissenschaftsforum Berlin mit der simplen Tatsache zu beruhigen: «Wer mit Anthrax in Berührung kommt, ist ja noch nicht krank.» Der Infektionsmediziner Helmut Hahn ergänzte: «Vom Kontakt über die Infektion bis zur Erkrankung ist es ein langer Weg.» Mehrere Bedingungen müssten zusammenkommen, damit die gefährlichste Form, der Lungenmilzbrand, ausbreche. Zudem sei die Infektion immer sehr begrenzt. Bei weitem nicht alle Personen, die in den USA mit Anthrax in Berührung kamen, wurden krank. Die gestorbenen Postarbeiter beispielsweise hätten ihre Familien nicht angesteckt. Übertragung von Anthrax-Sporen ist schwierig Wie schwer eine Übertragung von Anthrax-Sporen ist, erläuterte der Veterinärmediziner Fries anhand folgender Überlegung: Milzbranderreger kämen in Tierherden immer wieder vor, und doch seien Milzbrandfälle in Europa an den Fingern einer Hand abzuzählen. «Die geregelte Tierkörperbeseitigung und die Lebensmittelüberwachung versperren den Weg zum Menschen.» «In Deutschland sind hinreichend Antibiotika vorhanden», betonte Schunack. «Selbst wenn sich hier etwas wie in den USA ereignet, wären wir gut vorbereitet.» Der Toxikologe Ralf Stahlmann hält nichts von einer vorbeugenden Gabe von Medikamenten in Deutschland. Erstens sei hier noch nichts passiert, und zweitens hätten die Arzneien Nebenwirkungen, die man niemandem ohne Not zumuten sollten, schon gar nicht Kindern. |
US-Regierung und Bayer AG haben sich auf Preissenkung für Ciprobay verständigt. |