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TSV 1860

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Werner Lorant hat seinen Job verloren

Die Ära Werner Lorant ist beim Fußball-Bundesligisten TSV 1860 München nach neun Jahren buchstäblich über Nacht beendet worden. Völlig überraschend gaben die «Löwen» ihrem Trainer den Laufpass.


München. (18.10.01, 19:44 Uhr)
- In einer Nachtsitzung hatten Präsident Karl-Heinz Wildmoser und Sportdirektor Dirk Dufner die Entlassung beschlossen und bereits die Nachfolge des 52-Jährigen geregelt: Peter Pacult, bislang Lorants Co-Trainer, soll die schwächelnden «Löwen» wieder auf Trab bringen. Als Assistent wird ihm zum Debüt beim FC Schalke 04 der frühere 1860-Profi Gerald Vanenburg zur Seite stehen.

Fünf Tage nach dem schmerzlichen 1:5 im Derby gegen den FC Bayern zog Wildmoser damit einen zu diesem Zeitpunkt nicht erwarteten Schlussstrich unter eine lange erfolgreiche und oft turbulente Zusammenarbeit mit Lorant. «Der Verlauf der Saison steht im Gegensatz zur Stärke des Kaders», sagte Wildmoser. Zur Zeit stehen die «60er» mit elf Punkten auf dem zehnten Tabellenplatz. Der «Löwen-Boss» hatte in schwierigeren Situationen sonst immer fest zu Lorant gestanden und so eine im Profi-Fußball durchaus ungewöhnliche Männerfreundschaft zum Ausdruck gebracht.

Lorant hatte die «Löwen» im Juli 1992 in der drittklassigen Bayernliga übernommen und innerhalb von zwei Jahren in die Bundesliga geführt. Wegen seines angeblich harten Trainings und seiner wenig kommunikativen Art stand «Werner Beinhart» oft in der Kritik. Zuletzt hatte sogar der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) seinen Unmut «am Auftreten und Umgangston» des früheren Bundesliga-Profis geäußert.

Den größten Erfolg hatte Lorant in der Saison 1999/2000 gefeiert, als er die Münchner auf den vierten Tabellenplatz führte. In der folgenden Qualifikation zur Champions League scheiterten die «Löwen» allerdings am späteren Halbfinalisten Leeds United. In der aktuellen Saison geriet Lorant nach zwei Auftaktniederlagen heftig in die Kritik. Im August stand Wildmoser aber noch fest zu seinem Trainer und überhörte auch die Forderungen nach einer Entlassung durch Mitglieder des «Löwen»-Aufsichtsrates.

Nun sah der Münchner Großgastronom aber den Zeitpunkt für eine Trennung gekommen. «Es waren nicht die fünf Gegentore im Derby, sondern die Art und Weise, wie die Mannschaft gespielt hat», begründete Wildmoser die Entscheidung, die auch die Spieler offenbar unvorbereitet traf. «Es ist eine Entscheidung des Präsidiums und des Vereins. Damit müssen wir leben», sagte Torhüter Simon Jentzsch.

Die Entlassung des nach Freiburgs Volker Finke dienstältesten Bundesliga-Trainers sorgte auch beim Lokalrivalen FC Bayern für Überraschung. «Das trifft mich schon. Dafür habe ich auch wenig Verständnis. 1860 war nicht in einer prekären Lage», sagte Bayern- Trainer Ottmar Hitzfeld. «Es gab ja in der letzten Saison schon Anzeichen, die Freundschaft zwischen Wildmoser und Lorant könnte aus sein», so Franz Beckenbauer gegenüber dem Radio-Sender «Gong 96,3».

Im März hatte Lorant nicht nur wie schon einige Male zuvor mit einem Abgang aus München kokettiert, sondern mit Eintracht Frankfurt konkrete Gespräche geführt. Noch am Tag seiner Entlassung wollte der gelernte Anstreicher nach Marbella fliegen und «erst einmal Urlaub machen», sagte er dem Internetanbieter «Sport1». Laut Wildmoser soll Lorant noch bis zum Ablauf seines Vertrages im Sommer 2003 sein Gehalt beziehen.

Die Entscheidung für Pacult als Nachfolger beschrieb Wildmoser als «beste Lösung». «Ich wollte bewusst keinen Fremden. Pacult und Vanenburg kennen den Verein und die Mannschaft», so der Präsident. Pacult ist nach dem beim Hamburger SV als Nachfolger von Frank Pagelsdorf engagierten Kurt Jara zur Zeit der zweite Österreicher auf einem Bundesliga-Trainerstuhl. Bei seiner Antrittsrede wollte der frühere Stürmer die kurzfristigen Erwartungen nicht zu hoch schrauben. «Der Kader ist wegen der Verletzten im Moment sehr klein, aber ich will die Mannschaft wieder flott machen», sagte er.

 

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Werner Lorant, Urgestein der Bundesliga, ist kein Löwe mehr.