Berlins Beste

Sven von Felde ist 41 Jahre alt. Seit 1989 steuert er U-Bahn-Züge.

Herr von Felde, warum darf man eigentlich mit dem Fahrrad nicht in den ersten Wagen?

Wenn jemand sein Rad vorne vor die Tür zum Führerstand stellt und es da am besten sogar noch anschließt, dann komme ich nicht mehr aus meiner Kabine nach hinten. Das heißt, ich kann nicht helfen, wenn irgendetwas passiert. Außerdem gibt es Zugtypen, in denen sich nur im Fahrgastraum Feuerlöscher befinden. Die Anweisung ist wirklich keine Willkür.

Wie wird man eigentlich U-Bahn-Fahrer?

Wir haben ja schon seit einer ganzen Weile einen Einstellungsstopp. Aber bei mir war das damals noch so, dass ich als Bahnhofsschaffner angefangen und Fahrscheine verkauft habe. Danach wurde man Zugabfertiger und nach zwei Jahren durfte man dann Züge steuern.

Ein Kindheitstraum?

Nein, eigentlich habe ich Maler und Lackierer gelernt. Aber kurz nach meiner Lehrzeit hat mein Arbeitgeber pleite gemacht. Aber mein Schwiegervater war auch bei der BVG - und nachdem ich eine Weile gejobbt hatte, meinte er, ich sollte mich doch auch mal da bewerben.

Ist das nicht langweilig, immer nur hin und her zu fahren?

Deshalb habe ich mich ja damals für die Kleinprofilzüge entschieden - da fährt man noch relativ viel draußen und hat etwas zu gucken. Und wenn mir trotzdem langweilig wird, dann singe ich mir eben eins. Aber es gibt auch viele Kollegen, die sind gerne allein.

Und die Angst, es könnte mal etwas passieren?

Bei mir ist zum Glück bisher alles gut gegangen. Aber man verdrängt diesen Gedanken - sonst könnte man diese Arbeit nicht machen.

Kann man sich mit einer U-Bahn eigentlich verfahren?

An ganz wenigen Stellen ginge das. Am Wittenbergplatz zum Beispiel, da geht es vom selben Gleis in drei verschiedene Richtungen: zum Zoo, zur Augsburger Straße oder zur Uhlandstraße. Als Zugführer kann man an den Signalen sehen, wie die Weiche gestellt ist. Da sollte man schon wissen, in welchem Zug man sich befindet. Denn wenn der Kollege im Stellwerk einen Fehler gemacht hat, dann biegt man falsch ab - und vom Fahrdienstleiter bekommen nachher beide einen auf die Mütze.

 

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