Auch Sternenfänger mussten käsetheken

Was nutzen einem die schönsten Zukunftsträume, wenn es gerade jetzt und hier am nötigen Kleingeld fehlt? Dann muss irgendein Job das Überleben sichern - das ist bei Normalmenschen nicht anders als bei vielen heutigen Stars. Auch die haben so ihre Erfahrungen mit Spülbürste, Maurerkelle und können unter Umständen im Sex-Shop perfekt erklären, was der Unterschied zwischen genoppt und glatt bedeutet.

Denn nicht jeder hat bei der Jobsuche so viel Glück wie Xavier Naidoo, der vor seiner Gesangskarriere als Unterhosenmodel arbeitete oder wie Kylie Minogue, die ihre Mitwirkung in der australischen Fernsehserie „Neigbours“ im Nachhinein fast als Schülerjob sieht. Einen guten Eindruck davon, was Ausbeutung ist, bekam etwa Michael „Bully“ Herbig schon mit fünf Jahren: „Ich musste meiner Oma bei der Heimarbeit helfen. Die ganze Zeit kleine Aufkleber auf Schlüsselbunde machen und dafür hat sie mir dann zwei Mark am Tag gegeben.“ Mariah Carey fegte nach der Schule aschenputtel-esk Haare in einem Friseursalon zusammen und kellnerte, bis der Prinz in Gestalt von Sony-Boss Tommy Mottola des Weges kam.

Auch Sarah Connor ließ sich als Aushilfe in einem Luxushotel von den Oberkellnern herumkommandieren, während Kollegin Nena hinter der Bar stand und ihre Stimme hinter dem Mikrophon in der Taxi-Zentrale trainierte – allerdings ist nicht bekannt, ob das vor oder nach ihrer ersten Karriere in den Achtzigern passierte.

Die Jungs mussten dagegen meist körperlich ran, wie etwa der heutige Pet Shop Boy Neil Tennant, der in einem Supermarkt Kühlschränke durch die Gegend wuchtete oder Reamonns Rea Garvey, der von seiner Nebenbeschäftigung im Schlachthof eine ganz spezielles Andenken zurückbehalten hat: „Ich musste tote Schweine in den Kühlschrank packen – an meinem letzten Tag, drei Minuten bevor ich gehen wollte, ist ein Schwein abgerutscht. Der Stahlhaken hat mir den Schutzhelm weggeschlagen und die Wunde musste mit vier Stichen genäht werden. Es war, als mir die Tiere noch einmal sagen wollten: "Wir hassen Dich. Verpiss Dich. Tschüss!"

Nicht nur das Beispiel "Bully" beweist übrigens, dass es nicht unbedingt von Vorteil sein muss, wenn der erste Arbeitgeber ein Familienmitglied ist. So half Him-Frontmann Ville Hermanni Valo hinter der Kasse des väterlichen Sex-Shops in Helsinki aus: „Es war das Langweiligste, was ich jemals gemacht habe. Du arbeitest an einem Ort, an dem überall Dildos von der Decke hängen. Porno, Porno, Porno – irgendwas hat das bei mir ausgelöst. Heute kann ich mit Sex nicht mehr viel anfangen.“ No Angel Vanessa ließ sich ein einziges Mal von ihrem Vater einen Job vermitteln – der war Synchronregisseur und verpasste seiner Tochter eine heftige Bettszene: „Ich stand da und habe 'Aaaaah ja' gestöhnt, bekam einen roten Kopf und Papa hat sich im Regieraum totgelacht. Danach hat er mir gesagt, das solle mir eine Lehre sein und ich sollte selbst um meine Rollen kämpfen.“

Supertramps Rick Davies wurde nach der Kunstschule von seinem Vater sogar schlicht vor die Tür gesetzt, was dazu führte, dass sich der sensible Maler in spe als Schweißer durchschlagen musste. Vom Geld ließ sich auch der Vegetarier und spätere Simple-Minds-Gründer Jim Kerr korrumpieren und lieferte Ware für den örtlichen Fleischer aus – für einen Schotten eine völlig normale Verhaltensweise, wie er heute einräumt.

Für Pulp-Frontmann Jarvis Cocker wird die Lebensmittelbranche dagegen immer etwas Anrüchiges bleiben - was nach seinem Ferienjob bei einem Fischhändler durchaus verständlich erscheint: „Das war gerade zu der Zeit, als ich anfing mit Mädchen auszugehen. Wenn Du den Fischgeruch zu meinen Pickeln addierst, wird Dir klar sein, dass ich damals nicht gerade die attraktivste Person der Welt war.“ Ein Fazit, das sich ziemlich genau mit dem von Jana Groß (Bell, Book & Candle) deckt, die sich ihr Taschengeld an der Käsetheke aufbesserte.

Fast harmlos nehmen sich dagegen die Jobs von Cure-Mastermind Robert Smith als Briefträger, Putzmann und Gärtner aus, die er außerdem alle nach spätestens einem Monat wieder los war. Und auch Gelegenheits-Garderobier Sven Väth und Avon-Lady Suzanne Vega haben im Nachhinein wenig Grund zur Klage. Am allerbesten dürfte allerdings die Lösung klingen, die der ehemalige Ultravox-Frontmann Midge Ure wählte - er hatte nämlich nie irgendeinen Job: „Ich habe immer nur Musik gemacht und das wars. So gesehen habe ich mich schon mit 18 zur Ruhe gesetzt.“

 

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