Experimentieren lohnt sich

Digitalkameras verbrauchen keine Filme - die fehlende Beschränkung lässt sich gut für Experimente nutzen.

Amateuren bieten sich heute Gestaltungsmöglichkeiten, wie sie früher nur Profis hatten", ist das, was Markus Linden zum Thema Digitale Fotografie einfällt. Für das Fotomagazin betreut der Redakteur das Ressort Fotopraxis und gibt den Lesern der Zeitschrift Tipps für besseres Fotografieren. Ihm fallen viele Möglichkeiten ein, wie auch Foto-Laien von den neuen Möglichkeiten profitieren können.

Punkt eins: Mut zum Ausprobieren. "Man muss zum Beispiel nicht vorher exakt die Belichtung klären, sondern kann im Display sofort sehen, ob aus dem Bild etwas geworden ist." Falls ja, dann ist alles gut - falls nein, macht man mit veränderter Perspektive oder Belichtung einen neuen Versuch. Gerade in schwierigen Foto-Situationen kann man sich so an das gewünschte Ergebnis herantasten.

Aber in Digitalkameras stecken auch neue Möglichkeiten, auf die man nicht automatisch kommen würde: "Die kleinen Kompaktkameras eignen sich sehr gut für Makro-Aufnahmen, weil die Sensoren recht klein sind", erklärt der Experte. So lassen sich bei Motiven wie Pflanzen oder Insekten erstaunliche Erfolge erzielen - erst recht dann, wenn das Gerät über einen schwenkbaren Monitor verfügt, der es dem Fotografen erlaubt, das Gerät wenige Zentimeter über dem Boden zu halten, ohne sich selbst auf die Wiese legen zu müssen.

Die Schwenkdisplays erlauben Perspektiven, für die man früher Schlangenmensch hätte sein müssen, beschreibt der Redakteur: "Sehr angenehm ist das, wenn man aus einer Menschenmenge heraus fotografiert: Früher haben die Leute über Kopf ihre Schüsse auf gut Glück gemacht, heute kann man über den Monitor genau im Blick behalten, was man fotografiert."

Ein weiteres Feature: Die meisten digitalen Bildsensoren sind auch empfindlich für Infrarot-Strahlung. Das kann für interessante Effekte sorgen - das Grün von Pflanzen etwa überstrahlt und wirkt auf dem Bild leuchtend weiß. Allerdings entfernen die meisten Kameras das die Strahlung via Filter wieder aus dem Spektrum.

Aber nicht alle: "Einen ersten Test kann man mit einer ganz normalen Fernbedienung machen", erklärt Yvan Boeres von der Fach-Website digitalkamera.de. Der Strahlungsaustritt der Bedienung muss auf die Kamera zeigen - leuchtet im Display etwas auf, wenn auf der Fernbedienung ein Knopf gedrückt wird, dann kann die Kamera die Strahlung abbilden. Um den Effekt voll zur Geltung bringen, ist allerdings ein anderer Filter erforderlich, der das sichtbare Licht ausfiltert - etwa ein unbelichtetes, aber entwickeltes Dia, das irgendwie vor der Linse befestigt wird. "Allerdings verlängert sich die Belichtungszeit und ab einem gewissen Punkt ist ein Stativ nötig", erklärt Linden.

Und gute Fotos lassen sich auch mit wenig Licht erzielen: "Stimmungsvoller werden Aufnahmen auf jeden Fall ohne Blitz. Wenn man dann länger belichtet, ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem so lange Licht gesammelt wurde, dass man auf dem Bild mehr sieht als mit bloßem Auge." Weitere Möglichkeiten bieten Digitalkameras je nach Ausstattung - etwa Programme, mit denen sich mehrere Aufnahmen eines Panoramas zu einem großen Bild verknüpfen lassen. Auch die Umsetzung von Farbaufnahmen in Schwarz-Weiß oder der Austausch einzelner Farben sind mit vielen Kameras möglich. Ebenfalls oft eingebaut sind Funktionen zum Ausbessern von Bildfehlern - etwa den stürzenden Linien, die entstehen, wenn man zum Beispiel von unten an einem hohen Haus hoch fotografiert. Allerdings sind solche Korrekturen niemals perfekt. Profis raten hier eher dazu, die verzerrten Linien einfach in den Bildaufbau zu integrieren - Mut zum Experiment ist auch hier gefragt.

Auf die Spitze treiben lässt sich das digitale Zufallsprinzip mit einer Technik, die sich eigentlich rund um eine alte Sowjetkamera entwickelte: die Lomographie. Hier gilt: Während der Aufnahme auf keinen Fall auf den Monitor schauen. Stattdessen wird die Kamera ungefähr in Richtung des Fotomotivs gehalten und ausgelöst. Zugegeben - klassisch schöne Fotos entstehen auf diese Weise eher selten. Hält man diese Technik aber zum Beispiel beim Rundgang durch eine fremde Stadt durch, dann entsteht eine Bilderserie, meist viel näher am eigenen Erleben ist als penibel ausgerichtete Fotos: Auch das Auge erfasst viel Trubel und wenige durchkomponierte Motive.

Bleibt noch ein digitaler Trend, den Redakteur Markus Linden in letzter Zeit oft bei Leser-Wettbewerben wahrgenommen hat. "High Dynamic Range" heißt er und macht sich die Tatsache zu Nutze, dass auf einem digitalen Foto die Kontraste nie in allem Bildbereichen gleich ausgeprägt sind. Mit einem Stativ wird nun dreimal das gleiche Motiv mit unterschiedlicher Belichtung aufgenommen. Am Rechner werden die Aufnahmen übereinander gelegt und zu einem Motiv vereint - viele Bildbearbeitungsprogramme machen so etwas automatisch. Es entstehen Bilder, die in jedem Bereich ungewöhnlich ausgeprägte Kontraste bieten und so mit den normalen Sehgewohnheiten brechen. Und natürlich gilt auch hier, wie in jedem anderen digitalen Bereich: Ausprobieren ist Trumpf - es kostet ja nichts...

 

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