Große Inspektion

Es ist wie ein Naturgesetz: Je älter ein PC wird, desto länger dauert alles. Das Mittel dagegen: mal richtig aufräumen.

Nur ein Knopfdruck und alles ist gut. Alte Rechner werden wieder flott, nervige Systemabstürze hören schlagartig auf und die Festplatte rennt, als habe ihr irgendwer eine Ladung Steroide verpasst. Ungefähr das ist es, was der „One Button Checkup“ verheißt, wohl die meistgenutzte Komponente der fast schon legendären Norton Utilities. Das Programm sucht nach Unstimmigkeiten in der Programmregistrierung, Macken im Windows sowie auf den Festplatten und noch vielem mehr, um dann zur Reparatur zu schreiten. In diesen Tagen kommt die 2004er-Version der Software als Bestandteil des System-Works-Pakets neu auf den Markt. McAfee hält mit dem Programm QuickClean dagegen, weitere Mitbewerber sind Mangelware.

Ganz so schön wie in der Werbung ist das Leben mit den magischen Helfern dann allerdings doch nicht. Natürlich hilft so ein Programm des Öfteren, wenn der PC nicht mehr so will wie er soll und sicher sind solche Tools immer einen Versuch wert, bevor man keinen anderen Weg mehr sieht als die Festplatte zu formatieren und neu anzufangen. Manchmal klappt es aber auch nicht - das perfekte Rundum-Sorglos-Gefühl kann keine Software liefern.

Wenn der einstmals schnelle und stabile Rechner vor jedem Arbeitsgang die Sanduhr zeigt oder einfach komplett die Arbeit einstellt, dann kann das nämlich auch damit zusammenhängen, dass im Hintergrund Software mitläuft, die das gar nicht soll. Viele Programme haben die unschöne Eigenart, sich bei der Installation in den so genannten „Autostart“-Ordner hineinzuschreiben und werden so bei jedem Einschalten des Rechners automatisch mitgestartet. Bei einem Virenscanner oder einer Firewall ist das sinnvoll, bei dem Treiberprogramm für den Scanner, den man nur einmal im Monat benutzt, eher nicht: „Jedes dieser Programme belegt ein bisschen Speicher und sorgt so dafür, dass der Rechner immer langsamer wird“, erklärt Hajo Schulz, Redakteur bei der Computerzeitschrift c’t. Die Multimedia-Software Real Player etwa ist regelrecht berüchtigt für die vielen Zusatzkomponenten, mit denen sie das System vollstopft.

Für eine grobe Prüfung reicht ein Blick rechts unten auf den Monitor direkt neben der Uhr: Ist hier alles voller Symbole, dann läuft auch vieles permanent mit. Den Großteil dieser Programme findet man bei Windows XP unter „Programme“ und „Autostart“ wieder. Wer hier alles löscht, von dem er weiß, dass er es nur selten braucht, dürfte allein dadurch feststellen, dass der Rechner deutlich schneller wird. Die Programme selbst bleiben dabei erhalten, nur der automatische Start wird abgeschaltet.

Automatisch per Knopfdruck lässt sich so etwas leider nicht beheben. Komfortabler als komplett von Hand geht es aber mit dem Programm „RegCleaner“, das sich kostenlos aus dem Internet herunterladen lässt. Das Tool zeigt eine Liste aller mitlaufenden Programme an und lässt den Benutzer entscheiden, was er davon behalten möchte. Alle Änderungen lassen sich rückgängig machen und will man das gerade aus dem Ordner verbannte Programm später benutzen, kann man es wie üblich per Mausclick starten.

Und dann wäre da noch eine Sonderklasse von Programmen, die unbemerkt mitlaufen: die so genannte Spyware. Sie installiert sich heimlich auf dem System, protokolliert etwa mit, welche Seiten man im Internet besucht hat und meldet das weiter – in der Regel zu irgendwelchen Werbezwecken. Auch sie macht den Rechner langsamer und kann sogar Abstürze provozieren – für Abhilfe sorgen hier ebenfalls kostenlose Tools wie „Ad Aware“ oder „Spybot – Search and Destroy“, die die elektronischen Parasiten von der Platte kegeln.

Der zweite wesentliche Punkt für die Alterserscheinungen von Computersystemen ist die so genannte Registrierungsdatei oder auch „Registry“. Jedes Programm, das auf dem Rechner installiert wird, hinterlässt hier Einträge. Wird die Software wieder deinstalliert, bleiben diese oft zurück. Mit der Zeit entsteht so eine riesige Datensammlung, deren Komponenten teils auch noch fehlerhaft sind oder sich gegenseitig widersprechen – bis irgendwann gar nichts mehr geht. Hier automatisch oder benutzerdefiniert aufzuräumen ist die eigentliche Stärke von Norton, McAfee, RegCleaner und Co. Allerdings: „Manchmal hat man durch solche Software nachher mehr Probleme als vorher“, meint Experte Schulz. Gelegentlich werden bei solchen Reparaturen nämlich auch Einträge gelöscht, die irgendwo noch benötigt werden. Vor diesem Hintergrund wirkt es recht selbstbewusst von Norton, dass die Funktion einmal wöchentlich als Wartung ausgelöst wird. „Never change a running System“, ist ein Rat, den viele Experten parat haben.

Immerhin lassen sich so gemachte Änderungen bei den etablierten Reparaturprogrammen auch automatisch wieder rückgängig machen. McAfee bietet außerdem eine Zusatzfunktion, die bei jeder Deinstallation überwachen soll, ob die zu löschende Software auch wirklich alles wieder mitnimmt, was sie mitgebracht hat. Dass man zum Entfernen von Programmen die Löschfunktion der Systemsteuerung benutzen sollte und nicht einfach Dateien in den Papierkorb ziehen, dürfte sich von selbst verstehen.

Zwei Tipps für den Notfall hat Schulz noch parat: Zum einen, sich zu einer Zeit, zu der noch alles gut läuft, ein so genanntes Image der Festplatte zu erstellen, eine komprimierte Kopie auf CDs oder einer externen Zusatzplatte. Diese lässt sich aufspielen, wenn der GAU eingetreten ist und ist einfacher zu handhaben als eine komplette Neuinstallation.

Rat Nummer zwei ist die Funktion „Systemwiederherstellung“, über die Windows XP verfügt (Programme /Zubehör /Systemprogramme). Macht der Computer Probleme, nachdem ein neues Programm installiert wurde, lassen sich hier die Systemkomponenten auf die Einstellungen eines früheren Zeitpunkts zurücksetzen, als noch alles lief – ebenfalls per Knopfdruck und ohne dabei etwa Word-Dokumente, die erst danach erstellt wurden, zu zerstören. Wie wertvoll so etwas sein kann, zeigte sich übrigens, als wir die neue Norton-Version installierten – zwei Mal mussten wir die Funktion in Anspruch nehmen, bevor beim dritten Mal alles glatt ging.

Bleibt als Fazit – die Alterung von Computern lässt sich zwar verlangsamen. Ganz aufzuhalten ist sie leider nicht: „Wer viel installiert, wird irgendwann nicht mehr darum herumkommen, komplett von vorn anzufangen“, meint Experte Schulz.

 

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