Tuning für PC-Oldies

Es muss nicht immer gleich ein neuer Rechner sein. Auch ältere Modelle lassen sich per nachrüstung zur Multimedia-Maschine machen.

Filme gucken, Musik abspielen, Urlaubsbilder zeigen, via Internet BVG-Verbindungen nachschauen und vielleicht sogar telefonieren - rein von der technischen Seite hat der PC den Sprung zum wohnzimmer-kompatiblen Heimserver bereits geschafft. Woran es allerdings in der Regel hapert, ist der Bedienkomfort: Wer es gewohnt ist, eine CD in die Stereoanlage einzulegen und auf "Play" zu drücken, der kann dem Herumgeklicke in Explorer-Fenstern und Untermenus in der Regel nur wenig abgewinnen. Auch eine Fernbedienung fehlt dem Standard-Rechner aus dem Laden meistens - so wird aus dem Sprung ins digitale Unterhaltungs-Zeitalter gleichzeitig auch schnell der zurück in die bedienungstechnische Steinzeit.

Aber es gibt Möglichkeiten, auch bereits vorhandene Computer in Sachen Komfort fit zu machen für das Wohnzimmer. Der Königsweg hin zur Multimedia-Maschine dürfte dabei die Anschaffung eines so genannten Netzwerk-Players sein. Die Geräte, die etwa von Sony oder Pinnacle zu Preisen ab 150 Euro im Angebot sind, werden einerseits an den Rechner und andererseits an Stereoanlage und Fernseher angeschlossen. Auf dem PC muss ein spezielles Programm installiert werden, dann sorgt der Player dafür, dass Musik, Filme und Bilder menugesteuert via Fernbedienung über den Fernseh-Bildschirm abgerufen werden können - so wie man das auch von Videorecorder oder DVD-Player kennt. Zusätzlich ist für den Anschluss noch ein so genannter Netzwerk-Router erforderlich, der einzeln mit etwa 50 Euro zu Buche schlägt. Im Paket mit einem DSL-Anschluss sind die Geräte in der Regel noch günstiger erhältlich.

Alles ganz einfach also? Nicht ganz, meint Reinhard Paprotka, Pionier in Sachen Vernetzung und unter anderem bei der Zeitschrift "Stereoplay" für den Bereich "Hifi und PC" zuständig: "Die Installation sollte von einem Fachmann oder zumindest von einem versierten Bastler erledigt werden." Netzwerktechnik ist nicht ganz einfach und kann den Laien einiges an Nerven kosten. Und noch einen Rat hat der Experte in Sachen Multimedia-PC parat: "Man sollte darauf achten, dass der Rechner nicht viele Geräusche verursacht. Wenn er permanent heult oder sägt, ist das kein Vergnügen." In dieser Hinsicht leisten sich auch viele momentan erhältliche Komplettrechner noch Schwächen.

Störenfried Nummer eins ist in aller Regel die Kühlung. Aber auch hier kann nachgerüstet werden: Leisere Lüfter sind ab etwa 30 Euro erhältlich. Wer Sinn für das Besondere hat, kann seinen Rechner auch auf Wasserkühlung umbauen lassen und so endgültig für Ruhe sorgen - allerdings schlägt das mit gut 150 Euro zu Buche. Für eine komplette Geräuschdämmung veranschlagt der Fachmann noch einmal rund 50 Euro. Erste Wahl für solche "Bastelarbeiten" sind dabei in der Regel nicht die großen Discounter-Ketten, sondern spezialisierte Computerhändler, die beraten können und die Arbeiten in der eigenen Werkstatt erledigen. Und: Auf jeden Fall nachfragen, ob die Kühlleistung nach dem Umbau noch ausreichend ist, rät der Experte - zu große Hitze kann bis zur Zerstörung des Prozessors führen.

Wer auf Bedienkomfort verzichten kann, der kann den PC übrigens auch ohne Netzwerk-Player zur Wohnzimmer-Maschine machen. Soundkarten lassen sich einfach per Kabel mit der Stereoanlage verbinden, die meisten neueren Grafikkarten haben einen TV-Ausgang, der die Bilder auf den Fernseher bringt und manchmal sogar eine Fernbedienung. Auch so etwas kann nachgerüstet werden - in puncto Sound ist das sogar dringend anzuraten, da die meisten Standardkomponenten zumindest für gehobene Ansprüche nicht ausreichen. Rund 150 Euro sollte man laut Paprotka anlegen, um akustisch auf der Höhe zu sein. Dafür gibt es auch in diesem Bereich Komponenten mit Fernbedienung, etwa von Terratec oder Creative.

Gute Grafikkarten plus entsprechende Software bieten teils auch die Möglichkeit, den PC als Videorecorder zu benutzen. Das allerdings stellt höhere Anforderungen an die Rechnerleistung, die der drei Jahre alte Aldi-PC wohl nicht mehr erfüllen kann. Hier sollte man vorher auf jeden Fall nachfragen, ob eine solche Nachrüstung Sinn macht.

Auch frei programmierbare Fernbedienungen für den Rechner bieten einige Hersteller an. Der einfachste Weg, den PC unter Kontrolle zu bekommen ohne dazu ständig den Sessel verlassen zu müssen, ist aber die Anschaffung von kabelloser Tastatur und entsprechender Maus - auch für Wohnzimmer-Surfer zu empfehlen. Beides muss nicht im mausgrauen Einheitsdesign daherkommen: So hat Revoltec eine Tastatur mit Alu-Verblendung und hinterleuchteten Tasten im Angebot, die mit etwa 50 Euro zu Buche schlägt. Auch für den gediegeneren Geschmack gibt es natürlich Angebote.

Theoretisch wäre es also sogar möglich, ein solches System mittels Stereoanlage und Fernseher komplett ohne Monitor und eigene Boxen zu betreiben. Hiervon rät Paprotka allerdings ab - vor allem deshalb, weil man sonst jedes Mal den 100-Zentimeter-Fernseher anwerfen müsste, wenn man kurz die Mails abrufen möchte. Und auch ein kleiner Flachbildschirm kostet nicht mehr die Welt. Dazu haben die Geräte in Sachen Design deutlich zugelegt und verschandeln dezent im Eckchen nicht mehr das Wohnzimmer.

Fazit: Möglich ist vieles, wenn es darum geht, einen vorhandenen Rechner zum Multimedia-Center aufzurüsten. Allerdings sollte man sich vorher genau überlegen, was man braucht, was man will, wie teuer das Tuning kommen würde und wie teuer es wäre, einen kompletten neuen PC zu kaufen, der bereits über die gewünschten Komponenten verfügt. Angesichts des Preiskriegs auf dem Rechnermarkt kann es nämlich schnell passieren, dass eine aufwändige Nachrüstung teurer kommt als ein entsprechend konfiguriertes Neugerät.

 

Seitenanfang

Übersicht

 

     [ Home ]  [ Texte / Beiträge ]  [ Themen ]  [ Lebenslauf ]  [ Kontakt ]  [ Sitemap ]
             [ Print ]  [ Radio ]  [ Netz ]  [ Extras ]
     [ Menschen ] [ Musik ] [ Uni ] [ Motor ] [ Immobilien ] [ PC ] [ Netzwelt ] [ Vor Ort ]