Warum Website?

Ob für die Familienfotos oder als Online-Visitenkarte: Es gibt immer mehr private Seiten im Internet. Mit den richtigen Tools ist die Einrichtung auch für Laien kinderleicht.

Wozu um alles in der Welt braucht man als Privatmensch eine eigene Homepage? Natürlich – große Firmen nutzen ihren Web-Auftritt um zu werben und Kunden zu informieren. Andere wollen mit der Site an sich Geld verdienen. Aber gibt nicht sowieso schon genug Datenmüll, den niemand liest – mal ganz abgesehen davon, dass so etwas eine Menge Arbeit und Fummelei sein dürfte?

Man könnte aber auch anders fragen: Warum eigentlich keine eigene Homepage? Anlässe, sich auch als normaler Mensch ins Netz zu wagen, gibt es genug. Ob es nun darum geht, den weiter entfernt lebenden Verwandten zu zeigen, dass es allen gutgeht und wie groß die Kinder inzwischen geworden sind, ein Hobby nicht nur den drei besten Freunden zu präsentieren oder auch, um als Verantwortlicher eines Fußballvereins oder einer Häkelgruppe die anderen Mitglieder darüber zu informieren, wie die letzten Spiele waren oder ob das Treffen nächsten Sonntag ausfällt. Eine selbstgemachte Website kann nützlich oder einfach nur nett sein, wenn man erst einmal die Schwellenangst überwunden hat.

Durch den Informatik-Unterricht in der Schule ist zum Beispiel Annette Kaudel dazu gekommen, ihre Familie im Netz zu verewigen. Die erste kleine Seite wurde immer wieder erweitert, neue Inhalte hinzugefügt und neue Themen gesucht – und heute, fünf Jahre später, regiert die 23-Jährige ein regelrechtes Imperium aus Internet-Präsenzen, zu denen außer www.kaudel.de auch noch Sites über Wittenau, die Familienkatze und deren Artgenossen (www.samtpfoetchen.de) oder den Chor der Mutter gehören.

Im Nachhinein war das gar nicht so kompliziert, meint die Familien-Webmasterin: „Ich habe damals einfach losgelegt, eine Startseite gemacht und das draufgetan, was mir eingefallen ist.“ Immer wieder flossen kleine Verbesserungen ein und der Rest ergab sich. „Jeden Tag ein paar Minuten“, investiert Kaudel in die Seiten. „Aber das macht ja auch Spaß!“

Dabei schreibt Kaudel sogar direkt im HTML-Code, programmiert also eher als dass sie nur Texte und Bilder auf ihre Seiten stellt. Aber so viel Mühe ist für den Hausgebrauch gar nicht nötig. Selbst mit neueren Versionen von Microsofts Word lassen sich Dokumente als Websites speichern. Es gibt so genannte Wisywig-Editoren (What you see is what you get) wie MS Frontpage oder Macromedia Dreamweaver, in denen Texte und Bilder einfach auf einer Art Blatt Papier positioniert werden können und Links per Knopfdruck entstehen.

Ein Plätzchen im Netz für 99 Cents

Die beste Wahl für die ersten Schritte im Netz sind aber die Web-Baukästen. Diese werden von vielen Anbietern von Webspace angeboten – also den Unternehmen, die dafür sorgen, dass die eigene Bastelarbeit später auch im Internet bewundert werden kann. Die Werkzeuge fragen Schritt für Schritt ab, was an welcher Stelle der Seite erscheinen soll und bahnen den Inhalten automatisch den Weg von der Festplatte ins Internet. Dafür, dass die Seite auch ein bisschen was hermacht, sorgen fertige Formatvorlagen. Teils sind dies einige hundert, deren Bestandteile sich auch noch miteinander kombinieren lassen. Trotz der Standard-Elemente sieht damit trotzdem kaum eine Seite aus wie die andere.

Kleine Sites lassen sich damit in deutlich weniger als einer Stunde ins Netz bringen. Anbieter wie Strato, 1&1 oder auch T-Online bieten den Komplettservice aus Software und Speicherplatz schon zu Preisen zwischen 99 Cent und 2,95 Euro pro Monat an – selbst wenn es mit dem Seitenbau also wider Erwarten nicht klappen sollte, halten sich die Verluste damit in engen Grenzen. Und falls der Ehrgeiz mit der Zeit steigen sollte, lassen sich die Pakete später immer noch erweitern.

„Selber machen ist einfach“, meint auch Reinhilde Godulla vom Berliner Jugendserver spinnenwerk.net. Die Initiative hilft Jugendlichen, Lehrern, Erziehern und sozialen Einrichtungen dabei, den Weg ins Netz zu finden. Dazu betreibt der freie Träger nicht nur ein Internet-Café, in dem sich entsprechende Kurse und Seminare abhalten lassen, sondern die Verantwortlichen haben auch einen eigenen Homepage-Baukasten erstellt, den sie Jugendarbeitern und – einrichtungen kostenlos zur Verfügung stellen. In der spinnenwerk-Version ist das eine CD-Rom, auf der sich als Freeware oder Test-Version alles findet, was für den Seitenbau nötig ist. Komplettiert wird das „Jetzt helfe ich mir selbst“-Paket durch Anleitungen für die ersten Schritte, Tipps zur Bildbearbeitung, rechtliche Hinweise und Informationen zu den Details, etwa dazu, wie sich der richtige Webspace-Anbieter finden lässt.

„Einige hundert Seiten“, so schätzt Godulla, sind mit spinnenwerk-Hilfe inzwischen ins Netz gekommen. Dabei schöpfen die Macher aus der reichen Erfahrung, die sie sammeln konnten, seit die Initiative im Jahr 1995 als eine der ersten in Deutschland den Weg ins Netz wagte. Auf fertige Vorlagen und Schritt-für-Schritt-Werkzeuge verzichtet man dabei bewusst: „Wir wollen den kreativen Prozess fördern“, erklärt die Spinnenwerkerin, und wie schon erwähnt: „Selber machen ist einfach!“

Was aus einer hobbymäßig erstellten Seite entstehen kann, zeigt auch das Beispiel von Horst Stiller. Der 58-Jährige Spandauer ist Fotograf und Lokalpatriot – und so stellt er zusammen mit Freundin Edda seine Arbeiten seit drei Jahren auch im Internet aus. Unter anderem unter www.spandau-fotos.de lässt sich ein Blick auf Stillers Arbeit werfen, mehr als 1500 Fotos sind inzwischen online. Und obwohl man nach wie vor sehen kann, dass die Seite in Eigenregie gepflegt wird, bekommt der Fotograf über seine Internet-Präsentation inzwischen immer wieder Anfragen von Interessenten, die seine Bilder für Broschüren oder in Zeitungen verwenden möchten.

Zwar sind auf diesem Niveau einige Regeln in Sachen Impressum und Kennzeichnung des Anbieters zu beachten. Aber auch hierfür lassen sich im Netz Vorlagen finden. „Ich habe meine Lücke gefunden“, meint der Fotograf und empfiehlt, möglichst viele Leute darum zu bitten, Links auf die eigene Präsenz zu setzen. Das mache die Seite bekannt und sorge für gute Platzierungen in den Suchmaschinen. Seine fotografische Arbeit hat Stiller inzwischen auf ganz Berlin ausgedehnt. Als nächstes soll Potsdam an die Reihe kommen, damit die Seite weiter wachsen und gedeihen kann.

Also: die eigene Website. Warum eigentlich nicht?

 

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